Zur falschen Zeit am richtigen Ort

Unterwegs sein, die Chance für ein Motiv sehen und dann alles umwerfen: Sergej Holzmann hat ein Auge für spontan entstehende Fotos. Er liebt es, Menschen mit seinen Bildern zu berühren. Beides hat den Weg zu seinem Siegerfoto geebnet - im Interview erfahren wir, wie sein Werk entstanden ist.
Sergej, herzlichen Glückwunsch zum Monatsgewinn beim CEWE Photo Award! Welcher Mensch steht hinter diesem Foto?
Vielen Dank! Mein Name ist Sergej Holzmann, ich bin 39 Jahre alt und in Kasachstan geboren. Mit 9 Jahren bin ich mit meiner Familie nach Deutschland ausgewandert und in Bayern aufgewachsen. Ich habe mich schon immer für die Interaktion zwischen Mensch und Computer interessiert, außerdem für Grafik und Visualisierung. Auch beruflich bin ich in diesem Bereich tätig. Zur Fotografie bin ich zufällig durch eine Freundin gekommen und sie ist seitdem ein liebgewonnenes Hobby.
Können Sie uns erzählen, was Sie an der Fotografie begeistert?
Am Anfang war es die Möglichkeit, Momente festzuhalten, die bestimmte Gefühle und Empfindungen transportieren. Zuerst nur für mich selbst und den engsten Kreis. Später habe ich meine Fotos dann auch online geteilt. Andere Menschen mit meinen Bildern berühren und Emotionen wecken - das begeistert mich an der Fotografie.
Ich bin kein professioneller Fotograf. Für mich ist es ein reines Hobby. Daher verspüre ich auch keinen Druck und keine Erwartungshaltung an mich selbst. Ich gebe mich dem Flow hin - wenn ich Orte besuche oder Momente erlebe, die mir ein bestimmtes Gefühl geben, dann versuche ich das festzuhalten und zu transportieren.
Was fotografieren Sie dabei am liebsten: Menschen, Städte oder Natur?
Mir sind Motive mit Menschen am liebsten, die nicht für das Foto posieren, sondern ihrer Beschäftigung nachgehen. Menschen, die sich ihrer Tätigkeit vollkommen hingeben und sich auf ihr Tun fokussieren. Ich denke, das sind die schönsten und authentischsten Bilder.
Gleichzeitig mag ich auch mir fremde und sehr starke urbane Motive, wie zum Beispiel den Großstadtdschungel in Asien. Da könnte ich eigentlich die ganze Zeit fotografieren. (schmunzelt)
Ist Ihr Gewinnerfoto „Anuradhapura I“ ebenfalls in Asien entstanden?
Ja, in Südasien, auf Sri Lanka. Ich war im Urlaub mit meiner Frau und wir haben die Heilige Stadt Anuradhapura besucht. Heilig, weil dort der Bodhi-Baum wächst. Der Legende nach ein Baum, der aus einem Ast des Baums erwachsen ist, unter dem Buddha seine Erleuchtung hatte.
Ironischerweise empfahl der Reiseführer gar nicht, am Wochenende und zu dieser Tageszeit dort hinzufahren. Wir konnten es zeitlich aber nicht anders einplanen. Im Endeffekt war das unser Glück, um diesen besonderen Tag mitzuerleben. Als wir angekommen sind, fand gerade eine Zeremonie statt, die uns völlig in ihren Bann gezogen hat.
Lange Menschenzüge haben in Zweierreihen große Stoffbahnen vom Bodhi-Baum zum Kloster transportiert. Vorneweg gingen Trommler und Flötenspieler – eine ganz besondere Stimmung. Es waren kaum andere Touristen vor Ort und wir wurden eingeladen, mitzumachen.
Die Stoffbahnen wurden dann mit Geschenken und Wünschen für die Zukunft an die Mönche übergeben, die diese um die Pagoden herumwickelten. "Anuradhapura I" ist eines der Fotos, das im Rahmen dieser Zeremonie entstanden ist.
Gibt es ein Element oder ein Detail im Foto, auf das Sie besonders stolz sind oder das Ihnen besonders gefällt?
Mir gefällt das Minimalistische und der Kontrast zwischen der weißen Pagode, der gelben Kleidung des Mönches und dem Orange der Stoffbahn. Außerdem, dass man nicht direkt erahnen kann, wie groß die Pagode eigentlich ist. Das sieht man erst in der Serie.
Was hat Sie motiviert, das Foto für den CEWE Photo Award 2025 einzureichen?
Bei diesem Foto hat es mit der Geschichte dahinter zu tun. Ich muss immer wieder an dieses besondere Reiseerlebnis zurückdenken, wenn ich es sehe. Es löst etwas in mir aus und ist eines meiner Favoriten.
Was bedeutet für Sie das Motto des Wettbewerbs „Our world is beautiful“?
Für mich bedeutet es Vielfältigkeit. Ich liebe Reisen und dabei andere Kulturen, Traditionen und Lebensarten zu entdecken. Das fasziniert mich einfach. Man hat seinen Alltag und ist auf seine eigene Umgebung fokussiert und vergisst, dass das nur ein kleiner Ausschnitt aus der Vielfalt der gesamten Welt ist.
Für mich müssen es auch nicht schöne Orte im klassischen, ästhetischen Sinn sein, sondern eben Orte, die durch ihre Stimmung oder Tradition schön sind.
Gedruckt oder digital, was zieht Sie persönlich mehr an?
Witzig, dass Sie das fragen. Denn erst vor Kurzem habe ich mich dazu entschlossen, meine Erinnerungen nicht nur in Fotobüchern festzuhalten, sondern sie auch online auf Instagram und eben beim CEWE Photo Award zu teilen. Dabei habe ich nach Plattformen gesucht, um Menschen zu erreichen und Teil einer Fotocommunity zu sein.
Haben Sie abschließend noch ein paar Tipps für Anfängerinnen und Anfänger in der Reisefotografie parat?
Ich sehe mich nicht als Profi, sondern mag es einfach zu fotografieren. Ich verspüre keinen Druck und besitze auch keine perfekte Ausrüstung. Ich finde, Stimmung, Motivwahl und Situation machen ein gutes Foto aus. Mein Tipp: Sich treiben und Unerwartetes geschehen lassen. Vor allem bei der Reisefotografie entstehen dann die besten Fotos.
Sergej, vielen Dank für das Interview!
P.S. Sie möchten weitere Fotos von Sergej Holzmann sehen? Folgen Sie ihm auf Instagram.

CEWE Photo Award
Ihre Fotos, unsere gemeinsame Leidenschaft
"Our world is beautiful": Reichen Sie in zehn Kategorien Ihre schönsten Bilder ein. Zusätzlich bietet der Young Talent Award jungen Menschen die Möglichkeit, ihre Werke in einer eigenen Kategorie zu zeigen. Zu den Preisen, die Sie gewinnen können, zählen zum Beispiel ein Helikopterflug mit George Steinmetz und eine Vulkanreise mit Ulla Lohmann.